5. September 2014 - 12. Oktober 2014
Ob zweidimensional, winzig klein, auf Tapete, aus Eigenblut oder Alabaster: der Abstrahierung,
der Massstabveränderung, der Materialverschiebungen bei der Realisierung eines Modelles
sind wenig Grenzen gesteckt. Vielfältig ist auch seine Funktion: Es wird im Laufe eines
Arbeitsprozesses als Instrument eingesetzt und nimmt immer mehr auch einen
eigenständigen künstlerischen Status ein. Mehrfache Bezugnahmen auf Vor- und Abbilder
der (Kunst)-geschichte sind charakteristisch für zeitgenössisches Schaffen: Verweise auf
Darstellungen der Malerei oder wissenschaftliche Verfahren werden zu verschachtelten,
künstlerischen Versuchsanlagen; nicht nur das Floss der Medusa oder das Eismeer, sondern
auch der medizinische Blick auf die Natur und das Tier oder in den Körper nutzen die
Künstler/innen für hintersinnige Reflexionen in einer Welt, in der nicht mehr klar ist, was
Abbild ist und was Vorlage. Ebenso werden fiktive architektonische Modelle, die den
Betrachtenden im Zweifel lassen, in welcher Weise das Anlegen eines menschlichen
Massstabes noch von Bedeutung ist, zum kritischen Gedankenraum. Modelle haben die
Eigenschaft, reelles Veränderungspotenzial in sich zu bergen, werden zum Platzhalter für eine
mögliche andere Welt: Indem sie Zukunftsvisionen darzustellen vermögen, leisten sie als
Vermittler zwischen Realität und Utopie einen Beitrag zur effektiven Beeinflussung einer
kommenden Wirklichkeit. Mit Modellen kann man sozusagen in die Zukunft blicken, man kann
Bedrohliches oder Herbeigewünschtes darstellen.
In der künstlerischen Verfremdung wird die Kritik sichtbar und utopische Metaphern kommen
zur Wirkung, wenn es um die Frage geht, was uns heute umtreibt, worauf wir unsere Blicke
richten und wie wir dereinst leben werden oder möchten.