24. November 2012 - 22. Dezember 2012
Potenzialwertermittlung
Matthew Griffin und Christine Hunold
20. Oktober – 24. November 2012
Plötzlich taucht in der Diskussion um die Entwicklung Berlins und seiner Liegenschaften ein neuer Begriff auf “Potenzialwertermittlung.” Die Eigentümlichkeit dieser rein ökonomischen Wortschöpfung aus der Immobilienbranche lässt erahnen, dass der politische Kontext instabil ist. Der Ausverkauf stadteigener Grundstücke scheint ein Ende zu finden, doch z.B. die “Prinzessinnengärten” sind aktuell in ihrer Existenz bedroht, das “Tacheles” bereits Geschichte.
Christine Hunold und Matthew Griffin machen sich für ihre gemeinsame Ausstellung den Begriff zu eigen. Und sie beginnen sofort, die Situation mit ihrem Verständnis städtischer Potenziale zu bereichern. Sie setzen der Schimäre einer Bewertbarkeit die Vielfalt künstlerischer Mittel entgegen und potenzieren, wo andere noch ermitteln.
Christine Hunold läßt uns an ihrem besonderen Verständnis von Perspektiven und Materialien teilhaben. So tauchen in ihren Fotografien Straßen und Stadtlandschaften auf, die sich bei genauer Betrachtung als Hausfassaden zu erkennen geben. Die Künstlerin setzt an unseren Routinen der Wahrnehmung an und bringt unser Vertrauen auf Materialien und Perspektiven in Bewegung.
Unmittelbar beginnen wir als Betrachter die Bienenkästen, die Hunold in den Galerieraum einführt, auf ihre Potenziale hin zu untersuchen. Zitat Hunold: “Heute schwindet der kreativen Unterschicht, den Pionieren des urbanen Wandels
der Spielraum. Die erblühten Orte nehmen sich einmal mehr jene, die ökonomisch in der Lage sind zu ernten. Auf der Leinwand des Verdrängungsprizips sind die, an jeder Ecke spriessenden, urbanen Gärten und die 90 Millionen Stadtbienen immerhin eine Manifestation.”
Matthew Griffin, Architekt, Fotograf und politischer Akteur arbeitet an einem neuen Bewußtsein für die Stadt. Er ist nicht nur eine treibende Kraft der für die Stadt Berlin maßgeblichen Initiativen “Stadt Neudenken” und “Team11”, sondern auch Entwickler einer Architektur, die ganz neue Wege beschreitet. In dieser Ausstellung lässt er uns an seiner Innensicht auf die Zustände einer Stadt teilhaben. Aus einfachen Situationen gewinnt er Bilder, die uns als Substrat erscheinen, von dem was ist und von dem, was kommen könnte. Seine Fotografien noch unbebauter Grundstücke veranlassen uns dazu, unserer Erwartungen an Stadt genau dort hinein zu projizieren, wo andere nur Leere empfinden. Seine komplementären Texte handeln von diesem Dilemma, von den Sprachkonventionen, die nur dazu da sind, Dinge zu kontrollieren, anstatt Verlaufsoffenheit zu gewährleisten.